BIODIVERSITÄT UND ÖKOSYSTEME (ESRS E4)

Warum es einen neuen Umgang mit Biodiversität braucht

 

Ohne Vielfalt kein Wohlstand

Die aus der Biodiversität resultierenden Ökosystemleistungen bilden die Grundlage unseres Wohlstandes und gesellschaftlichen Wohlergehens und sind somit auch Wirtschaftsgrundlage: Sämtliche Wirtschaftsprozesse bauen auf ökologischen Ressourcen auf oder setzen zumindest deren Existenz voraus. Wenn aber die biologische Vielfalt und damit die Leistungsfähigkeit von Ökosystemen abnimmt, ist die Wirtschaft mit unterschiedlichsten Risiken konfrontiert, von operativen über reputative bis hin zu rechtlichen und finanziellen.

 

Biodiversität in zweiter Reihe

Neben dem mittlerweile recht präsenten Thema Klima wurde die Biodiversität von Unternehmen bislang eher stiefmütterlich behandelt. Das hat auch die Regulatorik erkannt. Neben der Verankerung in EU Green Deal, EU Taxonomie und EU Renaturierungsgesetz werden Unternehmen nun auch im Rahmen der CSRD verpflichtet, sich mit ihren Auswirkungen auf die Biodiversität zu befassen. Unternehmen müssen sich künftig fragen: Welchen Einfluss hat unser Wirken auf die Biodiversität und welchen Einfluss hat die Biodiversität auf unser Geschäftsmodell? Die Antwort auf beide Fragen wird in vielen Fällen lauten: einen ziemlich großen.

 

 

Einflussfaktor Mensch

Geringe Masse, enorme Auswirkungen: Obwohl der Mensch umgerechnet nur 0,01% der Biomasse auf der Erde ausmacht (das entspricht 0,06 von insgesamt rund 550 Gigatonnen Kohlenstoffanteil), hat er seit seinem ersten Auftreten geschätzt 83% der Wildtiere, 80% der Meeressäuger, die Hälfte der Pflanzen und 15% der Fische ausgerottet. Die Biomasse der domestizierten Nutztiere stieg durch seinen Einfluss hingegen drastisch an. Während sich der Anteil der Wildtiere an der Biomasse aller Säugetiere auf gerade einmal 4% beziffert, schlagen die Menschen mit 36% und ihre Nutztiere mit 60 % zu Buche. Ähnlich bei den Vögeln: 30% Wildvögel stehen 70% domestiziertem Federtier gegenüber. Die technischen und industriellen Aktivitäten des Menschen sind seit der Mitte des 20. Jahrhunderts so massiv spür- und nachweisbar, dass viele Wissenschaftler:innen von einem neuen Erdzeitalter, dem "Anthropozän", sprechen. Der Mensch als Verursacher eines Massensterbens, das seinesgleichen sucht. Laut Weltbiodiversitätsrat sind von geschätzten 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten eine Million vom Aussterben bedroht. Allein in Deutschland ist die Biomasse von fliegenden Insekten in den vergangenen 27 Jahren um über 75 % zurückgegangen. Nur 6,3 % der Landesfläche Deutschlands sind Naturschutzgebiete, den Rest verwaltet der Mensch. Mit den erwähnten Konsequenzen.

 

 

Biodiversitätsstrategie als Teil der Unternehmensstrategie

Um dem Schwund von Arten, von Ökosystemen und von genetischer Vielfalt innerhalb der einzelnen Arten entgegenzuwirken, müssen Biodiversitätsstrategien Einzug in die Unternehmensstrategie halten. Denn die Risiken, die sich für Wirtschaftsunternehmen durch Abhängigkeiten von Ökosystemleistungen ergeben, können durch die Auseinandersetzung mit dem Schutz der Biodiversität auch in Chancen und Innovationspotentiale umgekehrt werden, die Wettbewerbsfähigkeit steigern und den Unternehmenserfolg langfristig sichern: 

Zunehmend mehr Stakeholder verstehen den Einfluss wirtschaftlicher Aktivität auf Biodiversität und erwarten, dass diese Zusammenhänge von Unternehmen transparent dargestellt werden

Biodiversität gerät immer stärker in den Fokus von Regulatorik und Investoren, die das Offenlegen von Auswirkungen, Abhängigkeiten und biodiversitätsbedingter Chancen und Risiken der Geschäftsmodelle einfordern

Vom Auto-Konzern über den Energieversorger bis zum internationalen Asset Manager haben wir schon vielen Unternehmen geholfen, ihren Einfluss auf Biodiversität zu begreifen und Innovationspotentiale zu heben. Gerne unterstützen wir auch Ihr Team.

Wie wir Sie unterstützen

 

Impulsvortrag „Faszination Biodiversität“

Wir vermitteln Ihnen, warum eine intakte Natur Schlüssel für unser (wirtschaftliches) Überleben ist und welche Relevanz sie für Ihren Unternehmenserfolg hat

 

Bootcamp Biodiversität

Wir bieten einen fundierten, interaktiven Überblick über die Bedeutung der Biodiversitätskrise für Gesellschaft, Wirtschaft und das eigene Unternehmen mit vielen praktischen Beispielen

 

Workshop „1 HourForBiodiversity” (#1HFB)

In einem interaktiven einstündigen Format sensibilisieren und aktivieren wir Ihre gesamte Belegschaft spielerisch und höchst informativ für das Thema Biodiversität

 

Fit for Legislation – Biodiversität

Wir stellen sicher, dass Sie alle regulatorischen Anforderungen von ESRS E4 „Biodiversität und Ökosysteme“ erfüllen

 

Fit for Strategy – Biodiversität

Gerne helfen wir Ihnen, Ihre Strategie rund um das Thema Biodiversität aufzubauen oder eine bereits bestehende Strategie anzupassen bzw. zu schärfen

 

Kontaktieren Sie mich:

Dr. Alexis Katechakis

Dr. Alexis Katechakis

Geschäftsführender Gesellschafter und Meeresbiologe

Telefon: +49 151 19184526
Email: alexis.katechakis@fors.earth

 

Was Unternehmen über Biodiversität wissen sollten

Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten. Gerne beantworten wir Ihre weiteren Fragen in einem persönlichen Gespräch.

1. Naturkapital: Welchen ökonomischen Wert hat die Biodiversität?

Als Ökosystemleistungen werden folgende Leistungen bezeichnet:

Regulierende Ökosystemleistungen (z. B. Klimaregulation, Wasserqualität) 

Bereitstellende Ökosystemleistungen (z. B. Energie, Nahrungs- und Futtermittel) 

Unterstützende Ökosystemleistungen (z. B. Photosynthese, Bodenaufbau und Nährstoffkreislauf) 

Kulturelle Ökosystemleistungen (z. B. Bildung, Inspiration)

Der wirtschaftliche Wert all dieser Ökosystem- und Biodiversitätsleistungen wird jährlich mit 40.000.000.000.000 € beziffert und entspricht der Hälfte des globalen BIP. Beispiele hierfür sind:  

  • Lawinenschutz-Wälder statt Barrieren aus Stahl, die sonst rund eine Million Franken pro Hektar kosten. Im Kanton Bern schützen rund 24.000 Hektar Wald Siedlungen und Verkehrswege vor Lawinen.
  • Mangroven-Wälder, die Küstengebiete schützen können versicherungsrelevante Sachschäden um mehr als 16 % vermindern. Sachschäden durch Hurrikan Irma in Florida wurden so um 25 % (1,5 Milliarden US-Dollar) reduziert.
2. Welche Ökosystemleistungen gibt es und was ist ihr Potenzial?

Insgesamt sprechen wir von 18 Ökosystemleistungen: Schaffung und Erhalt von Lebensräumen, Bestäubung und Ausbreitung von Samen u. ä., Luftqualität-Regulierung, Klimaregulierung, Meeresversauerungsregulierung, Regulierung der Süßwassermenge, Regulierung der Qualität von Süßwasservorkommen und Küstengewässern, Aufbau, Schutz und Dekontamination von Böden, Regulierung von Gefahren und Extremereignissen, Regulierung von Schädlingen und Krankheiten, Energie, Nahrungs- und Futtermittel, Materialien und Unterstützung, Medizinische, biochemische und genetische Ressourcen, Bildung und Inspiration, Physische und psychologische Erfahrungen, Heimatverbundenheit, Optionen für die Zukunft.
14 von diesen 18 sind laut einer Untersuchung des Weltbiodiversitätsrates IPBES rückläufig. Damit stehen nicht nur Lebensqualität und Gesundheit auf dem Spiel, sondern auch Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung.  

3. Was sind die größten Treiber der Biodiversitätskrise?

Laut UN-Umweltchefin Inger Andersen sind die „fünf Reiter der Biodiversitätsapokalypse”:

Landnutzungsänderung (z. B. Zerstörung von Lebensräumen durch Umwandlung von Biotopen in Ackerfläche)

Überausbeutung (Ausbeutung seltener Tier- und Pflanzenarten)

Umweltverschmutzung (z. B. durch Emissionen, Nährstoffeinträge)

Klimakrise

Ausbreitung invasiver nicht heimischer Arten

 

4. Welche Risiken ergeben sich aus menschengemachtem Biodiversitätsverlust?

Alle Unternehmen sind von intakten Ökosystemleistungen abhängig und beeinflussen zeitgleich die Qualität dieser Ökosystemleistungen durch Übernutzung, Verschmutzung, Land- und Meeresnutzungsänderungen sowie durch die vor- und nachgelagerten Aktivitäten in ihren Wertschöpfungsketten. 
Negative Auswirkungen des Biodiversitätsverlusts bleiben für Unternehmen oft unbemerkt bis sie schließlich mit meist irreversiblen Folgen wie einer unterbrochenen Wertschöpfungskette, steigenden Kosten für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Reputationsproblemen daran erinnert werden.  
Bei Finanzinstituten multiplizieren sich diese Risiken, da sie durch ihre Produkte in viel mehr Unternehmen involviert sind. Sie trifft jeder Verlust an Biodiversität und damit eine Verringerung der Fähigkeit der Natur, Ökosystemleistungen zu erbringen, noch drastischer und äußert sich dann in Form von Versicherungsansprüchen, Investitionsverlusten oder Kreditausfällen.  
Umweltrisiken machen laut Global Risks Report 2023 des Weltwirtschaftsforums sechs der zehn größten Risiken für Wirtschaft weltweit aus. Der Zusammenbruch von Ökosystemen und der Verlust biologischer Vielfalt befinden sich neben Naturkatastrophen und einem Versäumnis, die Klimakrise einzudämmen, unter den ersten vier Risiken. 

5. Was müssen berichtspflichtige Unternehmen im Rahmen der CSRD zu Biodiversität berichten?

Sollte das Thema Biodiversität für ein Unternehmen wesentlich sein, muss es im Rahmen der CSRD u.a. zu folgenden Punkten Stellung beziehen: 

 

Wie es um seinen Übergangsplan zu Biodiversität und Ökosystemen bestellt ist (ESRS E4-1)

An welchen Richtlinien es sich im Zusammenhang mit Biodiversität und Ökosystemen orientiert (ESRS E4-2)  

Welche Maßnahmen ergriffen und Ressourcen im Zusammenhang mit Biodiversität und Ökosystemen genutzt werden (ESRS E4-3)  

Welche Ziele im Zusammenhang mit Biodiversität und Ökosystemen gesetzt werden (ESRS E4-4)

Welche Wirkungsmetriken im Zusammenhang mit Biodiversität und Ökosystemen genutzt werden (ESRS E4-5)  

Welche möglichen finanziellen Auswirkungen von Biodiversität und ökosystembezogenen Risiken und Chancen bestehen (ESRS E4-5)

Insights zu Biodiversität

Ausgewählte Projektbeschreibungen und Blog-Artikel für alle, die mehr wissen wollen.

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Das weltweit erste Gesetz für eine umfassende Renaturierung geschädigter Ökosysteme – was wir verrückt daran finden.

Die menschengemachte Biodiversitätskrise

Weltweit sind zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht – doppelt so viele woe 2019.

Die 40.000.000.000.000 €-Industrie

Zeit Biodiversität als Anlageklasse zu betrachten – Interview mit Hendrik Leue und Dr. Alexis Katechakis.

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Biodiversität als ein Kernthema der Audi Umweltwoche 2022

Moderation eines interaktiven Formats zur Aktivierung und Inspiration der Audianer_innen an den weltweiten Audi Standorten.