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 | 11.05.2022

 

Oconomy – Nachhaltigkeit im Segelsport: Aktuelle Entwicklungen, Relevanz für Sponsoren

 

Unser Geschäftsführer Dr. Alexis Katechakis moderierte für das aktuelle PLAYBOOK von Beyond The Match unseres Partners SPORTFIVE die Diskussionsrunde „Nachhaltigkeit im Segelsport“ mit Boris Herrmann (Profi-Segler und Nachhaltigkeitsaktivist), Oliver Schwall (CEO & Founder der Konzeptwerft Holding GmbH) und Jens Kuphal (Team Manager bei Offshore Team Germany). Die Antworten auf die wichtigsten Nachhaltigkeitsfragen haben wir zusammengefasst.


Wie kam es dazu, dass Boris Herrmanns Boot Malizia, mit dem er 5. bei der Vendée Globe (eine Non-Stop-Regatta für Einhandsegler, die entlang des Südpolarmeers im Bereich der Roaring Forties einmal um den Globus führt und deswegen als die härteste Einhandregatta der Welt gilt) wurde, den Kreis der 17 SDGs (Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen) auf den Segeln trägt?

Boris Herrmann: „Unser Sport hat eine gewisse Stärke in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit. Wir sind angetrieben von der Kraft der Natur und wir sind mit den Natur-Elementen konfrontiert – anders als bei Ball-Sportarten in der Halle z. B. – und wir sind auch mit der Schönheit der Natur inspiriert. Und unser Sport kann auch als Plattform dienen zu inspirieren über diese schützenswerte Schönheit des Ökosystems der Ozeane zu informieren, wie komplex das ist, wie bedroht und fragil auch diese ökologischen Systeme sind. Und ich glaube einfach das ist der wichtigste Beitrag, den wir leisten können als Team Malizia und als Segelsport-Gemeinschaft. (…) Der Kern ist der Outreach, den wir leisten können, die Emotionen des Sports hier als Plattform für die Themen Ozean, Klimawandel zu nutzen.“



Welchen Stellenwert hat Segeln als Vorreiter-Sportart im Bereich Nachhaltigkeit?

Oliver Schwall: „Es gibt keinen anderen Sport, in dem die Sportler in der Betreibung ihres Sports so abhängig vom Klima sind. Es gibt auch keine Sportart, in der die Sportler das so unmittelbar spüren. Wir sind von Sonne, Wind, Wasser, Gezeiten, Strömungen, Tiefdruck-Systemen abhängig – im Kleinen beim Segeln an der Alster wie im Großen auf dem Ozean. Niemand spürt das so unmittelbar wie wir.“


Warum zahlt der Segel-Sport so stark auf das 7. Ziel der UN Ozeandekade – Inspirierender Ozean – ein?

Oliver Schwall: „Ich glaube es gibt keinen Sport, in dem man als Nicht-Sportler so viel Spaß hat und den Sport so hautnah erleben kann. Wir haben viele Kunden-Veranstaltungen gemacht mit Menschen, die noch nie auf einem Schiff waren (…) und hinterher sind die zu uns gekommen und sagten: Ihr habt mein Leben verändert. Und das gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen: Beim Ocean Race bspw. fahren Gäste mit, die nach 3 km über Board geworfen und eingesammelt werden und so eine kurze Etappe mitsegeln konnten. Das wäre so, als wenn Du beim Grand Slam neben einem Tennis-Star die ersten 10 Minuten mitspielen kannst. Das kann der Segel-Sport bieten und das macht diese Faszination aus.“



Selbst der Segelsport muss sich – auch anhand seines CO2-Fußabdrucks – messen lassen. Was bedeutet das konkret für den Profi-Segelsport?

Jens Kuphal: „Beim Ocean Race Europe 2021 wurde bei Renn-Beginn die Nachricht ausgegeben: Wir müssen unseren Footprint messen. Wir mussten alles aufschreiben, Daten liefern – quasi als Probe-Runde – nicht zuletzt, um bei der großen Edition um die Welt 2023 solche Sachen in Zukunft zu vermeiden. Da hat wirklich ein echtes Umdenken eingesetzt.“
 
 

Was kann die Welt von der Segelgemeinschaft lernen?

Boris Herrmann: „Die große Leistung für die Gesellschaft, die wir im Sport bringen können – das gilt übrigens für alle Sportarten – sind die Emotionen, die Inspiration und die Motivation die Menschen zu motivieren in die Aktion zu kommen. Das ist das, was uns als Athleten ausmacht."


Boris Herrmann über die größte Bedrohung für seinen „Arbeitsplatz“:

„Wir konzentrieren uns vor allem auf den Klimawandel. Mein Arbeitsplatz und unser Spielfeld sind die Ozeane. Und die größte Bedrohung für die Ozeane in meinen Augen ist der Klimawandel. Natürlich gibt es auch das Plastikproblem und die Überfischung aber der Klimawandel ist der profundeste Eingriff in unseren Planeten mit allen Konsequenzen für die Ozeane. (…) Durch die Emotionen des Sportes wollen wir zu ambitioniertem Denken und Handeln inspirieren – gemäß unserem Slogan CLIMATE ACTION NOW!“


... und warum er bei der Auswahl von Partnern und Sponsoren ganz genau hinschaut:

„Wir haben das Glück, dass das Thema Nachhaltigkeit bei unseren Partnern und Sponsoren ein strategisch zentrales Thema ist – das war für uns auch ein Auswahlkriterium hinsichtlich der Zusammenarbeit. Aus meiner Sicht ist Nachhaltigkeit immer CEO-Thema. Es kann nur zu einer substanziellen Transformation kommen, wenn es Teil der Firmenstrategie ist wirklich nachhaltig zu werden. (...) Einige Unternehmen sind da schon weiter im Kopf als die Politik.“


Und last, but not least: Das Evergreen Greenwashing Thema “Klimaneutralität”:

Boris Herrmann: „Niemand von uns kann heute behaupten klimaneutral zu sein oder alles richtig zu machen – kein Unternehmen und auch kein Individuum. (..) Es geht um die Transformation, im Großen wie im Kleinen. Wir können z. B. Bootsbaumaterialien ökologischer gestalten und recyclen oder Segel aus ökologischen Werkstoffen herstellen.“

 

Hier geht’s zum ganzen Video-Interview.