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 | 27.03.2024

„Corporate Citizenship muss sich an die Präzision und Ernsthaftigkeit der Berichterstattung des Kerngeschäfts anpassen“

 

Corporate Citizenship hat sich im Laufe der letzten Jahre stark verändert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von WIDER SENSE, in der das gesellschaftliche Engagement der DAX-40-Konzerne unter die Lupe genommen wurde. Gab es früher eine klare Trennung zwischen Kerngeschäft und gesellschaftlichem Engagement eines Unternehmens, gerät das Kerngeschäft heutzutage mehr und mehr unter Druck, sozialer zu werden. Das gesellschaftliche Engagement hingegen wird strategischer und datenbasierter, so ein Ergebnis der Untersuchung.

Unser Kollege, Senior Consultant Sustainable Finance Hendrik Leue, wurde von den Macher:innen der Studie zu seiner Sicht auf die Rolle von Corporate Citizenship befragt:

 

Wider Sense: Gibt es innerhalb der aktuellen Regulatorik, Ratings oder Rankings Vorgaben zu Corporate Citizenship?

Hendrik Leue: In der CSRD gibt es dazu nichts Spezifisches. Corporate Citizenship ist am Ende in der Wesentlichkeitsanalyse nicht prominent genug. Aber z.B. im ISS, einem der zwei führenden ESG-Ratings, gibt es den Punkt „community involvement“. Darin werden folgende Unterpunkte bewertet: strategischer Fokus, Langfristigkeit der Programme, Monitoring von Fortschritten und Transparenz über die eingesetzten Mittel.

WS: Wie verändert sich gerade die ESG-Berichtslandschaft?

HL: In den Anfängen der Nachhaltigkeitsberichterstattung hat CSR oft einen unverhältnismäßig großen Stellenwert eingenommen. Seitdem die wirklich „wesentlichen“ Themen in einer Materialitätsanalyse ermittelt werden müssen, ist klar, dass die großen Treiber für positive und negative Einflüsse auf die Welt im Kerngeschäft liegen. Und genau diese müssen jetzt nach präzisen und einheitlichen Standards sehr transparent offengelegt werden.

WS: Was bedeutet das im Hinblick auf Corporate Citizenship?

HL: Das erfordert auch vom Corporate Citizenship, sich an die Präzision und Ernsthaftigkeit der Berichterstattung des Kerngeschäftes anzupassen, um nicht als Green- oder Whitewashing Unternehmen angesehen zu werden. Wir können jetzt z.B. eindeutig messen, wie sich der Gender Pay Gap im Unternehmen im Vergleich zu anderen entwickelt hat. Das setzt hohe Standards und die Leser*innen werden immer smarter in der Beurteilung der Reports.

WS: Warum ist den Unternehmen Corporate Citizenship überhaupt wichtig?

HL: Heute geht es vor allem darum, gute Mitarbeitende zu halten oder zu gewinnen. Besonders attraktiv sind Unternehmen, die glaubwürdig und wirksam einen echten gesellschaftlichen Mehrwert leisten. Für Corporate Volunteering heißt das dann aber auch, dass z.B. Banker:innen keine Bäume pflanzen, sondern eher mithelfen sollten, volatile Lebensmittelpreise für Bauern im globalen Süden zu stabilisieren. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Bank nicht an anderer Stelle genau das Gegenteil tut und aus schwankenden Preisen Gewinne erzielt.

 

 

Welche der DAX-40-Konzerne sich als Vorreiter in Sachen gesellschaftliches Engagement positionieren, bei wem noch Luft nach oben ist und welche unterschiedlichen Herangehensweisen es gibt, Win-Win-Situation für Unternehmen und Gesellschaft zu schaffen, steht nachzulesen in der aufschlussreichen Studie von WIDER SENSE: