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 | 30.10.2023

Achillessehne Arktis (3/3):
Wie wir die Arktis schützen können – auch damit sie uns schützen kann

 

Hauklandstranda in den Lofoten – das arktische Paradies im Norden Norwegens


In unserer dreiteiligen Serie „Achillessehne Arktis” erklären unsere Senior Expertin für Meeresthemen und Biodiversität Prof. Dr. Dr. h. c. Karin Lochte und Meeresbiologe Dr. Alexis Katechakis, warum die Arktis so wichtig ist (Teil 1), welche wirtschaftliche Verlockungen in der Erschließung der Arktis liegen, die wie nachhaltige Chancen wirken (Teil 2) und wie wir die Arktis schützen können – auch damit sie uns schützen kann (Teil 3).

Alexis, die Arktis ist die Achilles-Sehne unseres Planeten. Wenn wir sie durchschneiden, indem wir der Arktis durch seismische Tests, Schleppnetzfischerei, Ölbohrungen und Verklappungen schaden, riskieren wir unsägliche Probleme für die Menschheit. Gibt es Initiativen, die sich um den Schutz der Arktis kümmern?

Anders als für die Antarktis, für die durch den Antarktis-Vertrag seit 1959 eine internationale Übereinkunft besteht, die festlegt, dass die unbewohnte Antarktis zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite ausschließlich friedlicher Nutzung, besonders der wissenschaftlichen Forschung, vorbehalten bleibt, gibt es keinen Schutz dieser Art für die ebenso verletzliche Polregion im Norden.
Die meisten internationalen Meeres- und Arktisorganisationen gehen allerdings bereits davon aus, dass die Ausbeutung fortgesetzt wird. Sie versuchen die Belastung zu regulieren, anstatt sie zu stoppen. Wir können uns aber keinerlei arktische Überlastung leisten.  
Die Parvati Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ausbeutung zu beenden. Während die Subsistenzfischerei und kulturellen Aktivitäten, von denen die Küstengemeinden abhängig sind, weiterhin erlaubt sind, beendet der angestrebte Vertrag jegliche kommerzielle Nutzung und Militarisierung in den Meeresgewässern nördlich des Polarkreises. Indem die Möglichkeit der Förderung von Öl und Gas aus dem arktischen Meeresboden eliminiert wird, will die Organisation verhindern, dass schätzungsweise 148 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangen und möchte so die globale Abkehr von fossilen Brennstoffen beschleunigen.
In Anerkennung des großen Risikos eines ungeschützten Arktischen Ozeans für die Menschheit haben über 500 Wissenschaftler*innen – darunter bisher 26 Nobelpreisträger – den „Scientists' Call for MAPS (Marine Arctic Peace Sanctuary)“ unterzeichnet. (Auszug des Aufrufes:)

„As scientists, we work to discover the truth about the world around us. When what we see is a grave warning on a global scale, we have a moral imperative to speak up. (…) We must emphasize that our collective survival is at stake, and that partial measures cannot succeed. While subsistence fishing and cultural activity can continue, all commercial exploitation of the Arctic Ocean must end – not just in the international waters known as the High Seas, but including all coastlines within the Arctic Circle, because the majority of exploitation takes place outside the High Seas. As Arctic ice vanishes and the global consequences multiply, there is still a window to avert total catastrophe. However, an immediate response is required, on a time scale measured in weeks and months rather than years. This is achieved through MAPS.“  

Die Parvati Foundation ruft alle Staats- und Regierungschefs der Welt auf, den Vertrag über das Marine Arctic Peace Sanctuary (MAPS) zu unterzeichnen, um jegliche Ausbeutung und Militarisierung des Arktischen Ozeans nördlich des Polarkreises zu stoppen.

 

Was können Unternehmen und Kapitalgeber noch tun?

Neben der Unterzeichnung und dem Aufmerksam machen auf die Petition, können Unternehmen und Kapitalgeber pro-aktiver handeln:

Unternehmen

Es ist schwierig sich als einziges Unternehmen einer Branche bereit zu erklären auf wirtschaftliche Chancen in der Arktis zu verzichten. Hier sind allerdings ein paar Worte der Hoffnung und ein Verweis auf das SDG 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele – angebracht: Wenn sich Unternehmen einer ganzen Industrie zusammentun und gleichzeitig darüber übereinkommen, sich nicht mehr in der Arktis zu betätigen und Bündnisse à la „Transport-Industrie for arctic free” ins Leben rufen, entsteht keinem ein Nachteil.  

Kapitalgeber

Die UN rät in ihrem Guide zur Finanzierung einer nachhaltigen Blue Oconomy Finanzinstitutionen (Investoren, Versicherer) in Anlehnung an den Canada's Arctic Waters Pollution Prevention Act (R.S.C., 1985, c. A-12) bspw. keine Unternehmen zu finanzieren, die Schweröl im Arktischen Ozean nutzen oder transportieren. Für die anderen Gefahren, die aus unternehmerischer Aktivität in der Arktis resultieren, gibt es für die Finanzwirtschaft noch keine Empfehlungen. Hier bestehen ein enormer Handlungsbedarf und große Chancen, sich als Finanzinstitution zu positionieren.